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Nordwaldkamm-Panoramaweg Tag 2: Grenzwanderung

Claudia Schallauer
06.04.2024

Etappe 2 (Doppeletappe) am Nordwaldkamm-Panoramaweg

  • Start: Windhaag
  • Ende: Sandl (statt Stadlberg)
  • Km: 33,30
  • Hm: ca. 700 im Aufstieg, 480 im Abstieg
  • Gehzeit: ca. 7 ¾ h
  • Highlights: abwechslungsreiche Landschaft, sehr ursprüngliche Natur: Bäche, Wald von dicht bis lichtdurchflutet, „Grünes Band“, 3 Länder-Säule, Großteil der Strecke in Tschechien
  • Gipfel/-kreuz: keine/s

 

Das Taxi shuttelt uns zurück nach Windhaag. Tag 2, Etappe 3 unseres Plans mit 23 Kilometern steht an – d.h. ¾ der gestrigen Wegstrecke und etwa 2/3 der gestrigen Höhenmeter. Unsere Beine: trotz der fast 28 Kilometer am Vortag fitter als gestern, wohl eingewandert ????

 

Ziel heute: Stadlberg, knapp über der Grenze auf österreichischer Seite, nach einem Großteil des Tages auf tschechischem Boden. Zweites Ziel: Das Handy möglichst wenig zur Wegfindung zu nutzen – wie gut lässt sich dies umsetzen?

 

Als wir loswandern, ist es diesig, und kühl. Bereits wenige Minuten später verlassen wir den Ort und seinen Asphalt und kommen ins Schwärmen: eine Bilderbuchlandschaft liegt vor uns, der Felberbach plätschert naturbelassen neben uns her, der Blick reicht in die Unendlichkeit.

 

Nach kurzer Zeit erreichen und überschreiten wir über eine kleine Holzbrücke die Grenze nach Tschechien, wo heute der Großteil des Weges verläuft. Ein kurzes steiles Stück weckt unsere Körper vollständig, unsere Stecken leisten ihren Einsatz. Der Waldpfad wechselt retour in einen Wiesenweg mit kleinen Bildstöcken in unregelmäßigen Abständen. An der folgenden Kreuzung halten wir uns rechts Richtung Dolní Príbání.

 

Eine erste kurze Bankerl-Pause folgt gegen 10:45 Uhr, danach geht es mit neuer Energie um 11:00 in den 11. Kilometer des Tages. Ein magischer „Urwald“-Abschnitt folgt, den wir sehr genießen. Zwar ist der Weg asphaltiert – daher haben einige hier ein (E-)Fahrrad als Transportmittel gewählt – aber die Luft ist frisch und erdig. Die Strecke führt leicht aber langhingezogen bergauf. Etwa zwei Kilometer vor dem Tagesendziel finden wir auf einer herrlichen Lichtung einen herrlichen Mittagspause-Platz. Und sehen erstmals viele Menschen, die an uns von zwei Richtungen kommend, vorbeispazieren: Eltern mit Kleinkindern, Freundegruppen, junge Paare aber auch einzelne Wanderer.

 

Um 13:45 Uhr nehmen wir den Endspurt auf und entdecken einen großen Wanderparkplatz, der wohl Ausgangspunkt für die Spaziergänger ist. Vor einem erneuten Grenzschild, hinter dem Österreich wartet, halten wir uns allerdings rechts statt gerade – denn wir haben uns aufgrund der frühen Zeit und unserer Energie entschieden, weiter zu gehen. Neues Ziel ist das etwa neun Kilometer entfernte Sandl.

 

Der Weg dorthin raubt uns dem Atem: ein weniger als einen Meter breites grünes Band – ein Weg aus saftiger Wiese und Waldboden, der an der Grenze zwischen Tschechien und Österreich entlangführt, belohnt für unseren Entschluss. Rechts ein Grenzstein mit C für Tschechien, rechts einer mit Ö. Unsere nun doch schon müden Füßen freuen sich an dem weichen Untergrund. Mit etwa fünf Minuten „Verlaufen-Umweg“ erreichen wir die 3-Länder-Säule (Österreich ob und unter der Enns und Böhmen). Etwa sieben Kilometer trennen uns noch vom neuen finalen Tagesziel Sandl. Wir nehmen all unsere Energie zusammen und marschieren. Ein herrlicher Badeteich, der zum Besitz des Schlosses Rosenthal gehört, erfreut unsere Augen genauso wie die seit einer Stunde immer stärker werdende Sonne, die uns lächelnd ins Gesicht scheint. Ein kurzer Aufschwung, ein kurzer Abschwung und eine schöne Streckenführung parallel zur Hauptstraße in den Ortskern. Dort wartet, nach fast acht Gehstunden, pünktlich unser Shuttle (wir rufen meist gegen 15:00 erstmalig zur ungefähren Ankunftszeit an, dann ein zweites Mal etwa eine Stunde davor), zurück nach Rainbach in unsere Unterkunft – etwa 20 Autominuten entfernt – bringt.

Heute abend gönne ich mir, worauf ich seit gestern größte Vorfreude hege: einen karamellisierten Kaiserschmarrn. Eine Gönnung sondergleichen. Aber nach über 45000 Schritten wohlverdient :-).

Resumé: ein langer Tag, der mit extrem abwechslungsreicher Streckenführung und traumhafter Natur begeistert. Die Höhenmeter sind kaum merkbar, da sie gut verteilt und sanft verlaufen. Das Handy bleibt heute großteils in der Tasche (mit Ausnahme zum Fotografieren), nur kurz vor der 3-Länder-Säule gibt es viele kleine Abzweigungen im Wald.
 

Ob wir wieder so gehen würden – ja! Lest das Gesamtresumé zur Info.

Kategorien Natur Bewegung Auszeit