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Nordwaldkamm-Panoramaweg Tag 1: Gipfelglück & Grünes Band

Claudia Schallauer
05.04.2024

Etappe 1 am Nordwaldkamm-Panoramaweg

  • Start: Rainbach
  • Ende: Wintag
  • Km: 28
  • Hm: ca. 700
  • Gehzeit: ca. 7 ½ h
  • Highlight: wunderschöne Strecke, viel Wald, herrliches Gipfelkreuz am Leopoldschläger Berg, endlose Weite
  • Gipfel/-kreuz: Leopoldschlägerberg (879m) mit Gipfelkreuz

 

Da am Wegstück des Thurytals dringende Waldräumarbeiten durchgeführt werden, müssen wir umplanen und mit unserer ursprünglichen Etappe 2 in Rainbach beginnen – was sich im Endeffekt als sehr gute Wahl entpuppt. Das wir das drei Wochen vor Start wissen, nächtigen wir in Rainbach. Leider ist an unserem Anreisetag (Donnerstag) Sperrtag im Hotel Blumauerhof, unserer Unterkunft. So sind wir gezwungen, in der wohl einzig geöffneten Alternative, der benachbarten Pizzeria unser Weitwander-Vorabend-Essen einzunehmen. Während viele ihr Bestellung to go abholen, setzen wir uns auf einen der drei Plastiktische. Und dann erscheint er: „Luigi“ von Super Mario - mit Schnurrbart wie aus dem Bilderbuch. Dazu Goldketten und südländische Direktheit. Das Ambiente ist einfach, das Essen einfach genial. Perfekt al dente Pasta, dazu ein Hauswein – optimal zum Energiespeicher auffüllen und gut und rasch einschlafen. UND, wir lernen die erste Lektion: nicht stressen lassen, das kann Luigi in Perfektion. Die Auswahl an Tischen, Wein und Zahlart sind aufs Minimum beschränkt, ein Kunde nach dem anderen, das macht das Leben des Chefs und sein Handeln simpel. Wir, deren letzte Wochen ein geprägt von Schnelllebigkeit und Stress waren, essen in Respekt und Hoffnung, diesen Spirit in den kommenden Tagen aufzusaugen. Der Start ist getan.

 

Wir schlafen bald und tief und nach einem gutbürgerlichen Frühstück starten wir am nächsten Tag um Punkt 8 Uhr vom Hotel weg. Das erste Schild, das wir sehen, verweist auf den Pferdeeisenbahnweg, der uns heute lange Zeit begleiten wird. Nicht begleiten lassen wollen wir uns von dem ersten Hund hundert Meter vor uns – und so schlagen wir, weil es der Weg gerade anbietet, einen kleinen Haken um diesen.

 

Der Nordwaldkamm-Panoramaweg führt anfangs parallel zur Straße. Der Blick nach vorne: endlose Weite. Doch die Weite ist beGRENZT. Ein Schild klärt auf: eine Stunde, fünf Minuten zur Grenze. Ziemlich genau diese Zeit später übertreten wir diese, bevor wir etwa zwei Kilometer ihrem Verlauf folgen, um sie dann für Österreich wieder zu verlassen. Wir befinden uns nun auf einem Güterweg mit Ziel Leopoldschlag.

 

Der bisherige Weg: Grün von unten, blau von oben. Und nun: ein neugieriges Reh auf der neongrünen Lichtung rechts von uns. Tiefe Stille, nur unterbrochen von Geräuschen der Natur. Wir passieren die Ruinen eines Viaduktes und marschieren durch bis kurz vor Leopoldschlag. Ein déjà vu ereilt mich: hier war ich schon mal. Wir lassen uns auf einem idyllischen Grillplatz am Ufer der Maltscham sogenannten grünen Band - nieder, wo ich einst mit meinen Naturvermittler-Kurskollegen gesessen bin. Die Reste von Luigi in meiner Tupper-Dose bringen nach etwa vier Stunden Gehzeit neue Energie.

 

Eineinviertel Stunden später stehen wir am wunderschönen Leopoldschläger Gipfelkreuz, dessen tönerne Kugeln von der hiesigen Hafnerei gefertigt wurden. Es folgt ein weiteres herrlich zu gehendes Waldstück, das aber auch noch einmal knackige einhundert Höhenmeter fordert.

 

Zwei weitere Rehe sitzen am Weg, diese allerdings als Attrappe bzw. Ziel des Bogenparcours, der uns für etwa zwanzig Minuten begleitet. Dann ist auch schon Ausgehen angesagt – leider auf einer asphaltierten Straße. Einige imposante Skulpturen halten uns bei Laune, bis wir um 16:00 Uhr bei der Kirche in Windhaag einlaufen – zeitgleich mit unserem Shuttle.


Zehn Minuten später sind wir auch schon zurück in Rainbach (vs. 7h 25min. Gehzeit hin) und freuen uns, dass wir den hiesigen Bäcker geöffnet vorfinden, wo wir uns ein erfrischendes Getränk gönnen und die letzten Sonnenstrahlen auf den Stufen vor dem lokalen Bankinstitut genießen. Danach wartet ein herrliches Abendessen im Hotel – Schnitzel für mich und Biergulasch für meine Freundin.

Resumé: ein super Tag zum Ankommen – eher einfache Strecke von der Gehtechnik: vielfach eben, breite Wege. Orientierung ohne Backup schwierig, daher GPS vorab offline speichern. Großteils blau-weiße Beschilderung des Nordwaldkamm-Panoramaweges. Einkehrmöglichkeiten gibt es kaum – besser Jause mitnehmen. Durch die endlose Weite in Kombination mit der Stille hilft diese Etappe, vom Alltag in die Auszeit zu gehen.

Kategorien Auszeit Bewegung Natur