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Ein mehrmaliges Auf- und Ab, das letzte und längste in steilem Schottergelände, aber vor allem die große Hitze werden dem Prädikat „anspruchsvolle Variante“ an diesem Tag drei besonders gerecht.
Nie werde ich jenen Ausblick vergessen: vor einem mehr als 500 Höhenmeter umfassenden, steilen Abstieg blicke ich von der tiefen Senke auf das eigentlich nur vier Kilometer entfernte Ziel, das sich allerdings wiederum mehr als 600 Höhenmeter vom tiefsten Punkt das V-Tals erhebt. Wie eine UFO-Forschungsstation wirkt die winzige Bergstation der Valuga 2 Bahn von hier. „Ob man so eine Distanz in einem Tag schaffen kann“, witzle ich vor Ironie. Das ist jener Satz, den ich meist von mir geben, wenn ich zwischen Unglauben, Resignation und Endspurtmotivation schwanke. Ja kann man… etwa 2,5 triefend heiße Stunden später empfängt uns die Plattform mit einem 360° Panorama unserer Geschichte der letzten drei Tage.
Das letzte Kapitel davon, begann an diesem Morgen eigentlich ganz gemütlich, mit einer Auffahrt mit der Rüfikopf Seilbahn und einem spannenden Wander-Einstieg durch die geologische Vergangenheit des Gebirges mit seinen damaligen „Meeresbewohnen“. Vom „Ozean“ wechselt die Szenerie in die magische Welt von Herr der Ringe. Ein sattes Grün, wir als Minipunkte in dieser auf über 2000 Meter über dem Meer erhabenen surreal atemberaubenden Szenerie. So fühlt sich Endlosigkeit an. Wir gehen an diesem dritten Vormittag großteils in Schweigen, in Ehrfurcht vor der Schönheit der Schöpfung, oder „schockverliebt“, wie Roswitha es auf den Punkt bringt.
Kurz vor Mittag erreichen wir „Nepal“. Ang Kami Lama offeriert einen Teller mit einer Sonne aus Momos, begleitet von kurzen Anekdoten zur Hütte und seiner Expeditionen am Everest. Nun bewirtschaftet er von Juni bis September die pittoresk gelegene Stuttgarter Hütte – ein weiterer Punkt, der bei dieser Weitwanderung auf unserer „Hierher komm ich zurück“-Wunschliste landet. Gestärkt geht es bergab… wir befinden uns am höchsten Punkt des V und bei der oben beschriebenen Szene. Wir werfen uns einen ungläubigen Blick zu: „Plan B?“ – scheinen unsere Augen zu zwinkern.
2,5 Stunden später schweifen diese von der Kaiserschmarrn Hütte über Sankt Gotthard zum Patteriol, dem „Magneten“ meines persönlichen Wiederkehrwunsches. Und dann wäre die Sehnsucht nach dem Winter am Arlberg: Silke, unsere hat in den letzten Tagen mit großer Begeisterung von den vielen Abenteuern erzählt, die man hier in weißer Pracht erleben kann. Eine Jahreszeit die gerade weit weg scheint im fast 30° heißen August. Während wir in gleißender Hitze auf der Plattform stehen, döst eine Gruppe Steinböcke am Hangrücken friedvoll unter uns… und Silke ist glücklich, uns auch noch dieses Geschenk präsentiert haben zu können.
Wortwörtlich schweben wir mit drei Bahnen hinunter nach Lech, wo vor drei Tagen - gefühlt vor drei Wochen - das Abenteuer Arlberg Trail begonnen hat.
Mein Highlight und Motivationskick an diesem Tag? Neben der Gastfreundschaft auf der Stuttgarter Hütte ein kleiner türkisfarbener Gebirgsee mitten im letzten schweißtreibenden Aufschwung in der steinernen Wüste. Nicht nur äußerst fotogene Oase vor der „markant-einhornigen“ Silhouette der Roggspitze, sondern auch eine glasklare Lebens- bzw. Wander-Energiespendende Erfrischung.
Tourendetails:
· Start: Lech
· Ende: Sankt Anton
· Bahnnutzung:
o Auffahrt mit der Rüfikopfbahn, ev. mit der Valugabahn II zur Aussichtsplattform und retour.
o Abfahrt mit der Vallugabahn I und der Galzigbahn
Etappe 2 |
Weglänge |
Höhenmeter im Aufstieg |
Höhenmeter im Abstieg |
Gehzeit in Stunden |
gemütlich |
6,4 |
74 |
693 |
2 |
mittel |
11 |
868 |
519 |
5 |
anspruchsvoll |
14 |
1200 |
900 |
7 |
Kategorien | Natur Bewegung |