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Resumé Hohe Tauern Panorama Trail

Claudia Schallauer
24.08.2022

Resumé 10 Etappen Thru Hiking am Hohe Tauern Panorama Trail (HTPT)

 

Das 1. Mal bin ich einen Weitwanderweg am Stück durchgegangen... zumindest die 10 Etappen, mit denen der Hohe Tauern Panorama Trail 2021 eröffnet wurde. 

Der gesamte Trail liegt im Salzburger Teil der 1981 zum Nationalpark ernannten Region Hohe Tauern (die Grenze zu Tirol verläuft durch den am 2. Tag zu umrundenden Durlassboden-Speichersee, d.h. für ein paar Gehminutne wechselt man das Bundesland unbemerkt :-)).

Start ist  bei einem der schönsten Naturschauspielen unseres Landes: den Krimmler Wasserfällen. Während der Gletscherbach im Krimmler Achental noch fast romantisch plätschert, stürzt er in Krimml tosend in drei gewaltigen Stufen mehr als 380 Meter in die Tiefe und ist damit der höchste Wasserfall Europas! Dazu kommt, dass den im feinen Sprühnebel enthaltenen Aerosolen wissenschaftlich gesundheitsfördernde Wirkung (vor allem bei asthmatischen Erkrankungen und Allergien) bestätigt wurden. Was für einen passender Start für herrliche Tage in der Natur

Und weil mich die pure Kraft und gleichzeitige Eleganz der Wasserspiele so fesselt, fühlt sich diese 1. Wander-Etappe trotz ihrer über 1.000 Höhenmeter leicht an, da man durch das Staunen und Schauen die etwa 400 Höhenmeter des Wasserfall-Aufstieges kaum. Das Tolle ist auch, dass man nicht mit den Touristen am steilen Serpentinenweg auf der westlichen Uferseite sondern östlich auf dem alten Tauern-(Handels)Weg, einem schön-schattigem und weichbodigen Waldpfad aufsteigt. Und den etwas mühsamen Abstieg kann man sich durch Fotostopps bei den beeindruckenden Aussichten verkürzen.

 

Insgesamt umfasst der Hohe Tauern Panorama Trail seit 2022 gesamt 17 Etappen, auf denen Wanderer eine Wegstrecke von 275 Kilometern und fast 14.000 Höhenmeter zurück legen. Die tägliche Distanz beläuft sich zwischen 7 und 26 Kilometern (3 bis 7 Wanderstunden - reine Gehzeit), sodass auch die Möglichkeit besteht, zwei Tagesetappen zusammen zu legen, wenn man ein fitter Geher ist (wir haben das 2x gemacht mit den Routen 5+6 sowie 8+9). Wichtig: Der Trail ist auf die Gehrichtung Krimml ostwärts ausgerichtet und beschildert und soll nur so gewandert werden.

 

Das (für mich) besonderes Attraktive an dem Trail ist, dass er großteils zwischen 1.500 und 2.000 Metern Seehöhe verläuft (der höchste Punkt befindet sich am Gipfel des 2.456 Meterh hohen Kröndlhorns auf der 3. Etappe) und daher an heißen Sommertagen im Vergleich zur Hitze im Tal eine angenehme Temperatur schenkt. Natürlich gilt es, auf Gewitter aufzupassen – wir hatten hier großes Glück und dieses 2x erst abends, sodass wir es vom Zimmer mit Ehrfurcht beobachten konnten. Auch vom Regen sind wir bis auf einen Halbtag verschont geblieben, und auch dieser gehört dazu und rundet die Wandertage mit neuer Stimmung und wenn ihr Glück habt, herzigen Salamandern ab.

Tages- bzw. Etappen-Highlights

Weitere Highlights der ersten 10 Tage sind die mir bisher unbekannte am 2. Tag folgende Leitenkammerklamm mit ihren bizarren Steinformationen, die mich in ihrer Schönheit an die bekannten Canyons der US-Nationalparks erinnern. Eines meiner persönlichen Natur-Highlights – auch wegmäßig mit dem gleichnamigen Steig, der bei Nässe etwas herausfordernd wird. Bei akutem Regen sollten man unbedingt auf die Alternativroute des Tages ausweichen oder noch besser, auf trockenes Wetter warten, da sich dieses Wegstück wirklich lohnt – auch mit der für mich schönsten Einkehr der ersten 10 Tage: der urigen Trisslalm.

 

Ingesamt gibt es bei den ersten zehn Etappen 4 Alternativ-Varianten: am 2., 3., 4. und 5. Tag (sowie später nochmal bei Nr. 12, 14. und 16), die bei schlechter Witterung oder konditioneller Herausforderung auf niedrigerer Seehöhe und kürzeren Strecken erwandert werden können.
Ich persönlich würde eher pausieren, denn sonst verpasst man einige der Gipfel-Highlights, wie z.b. das Kröndlhorn am Tag 3, auf dessen Gipfel eine Kapelle statt eines Kreuzes steht und Ausblick auf 70! 3000er bietet.


Die Alternativ-Routen sind ebenso wie die Haupt-Route (bis auf minimlaste Ausnahmen) bestens ausgeschildert - jene der Originalwege in sattem grün, die Alternativen in hellerem türkis. Generell empfehle ich, die Karten der Kitzbühler Alpen und/oder die kostenlos erhältlichen GPX-Tracks am Handy als Backup mit dabei zu haben - OFFLINE runter gespeichert!

 

Tag 4 bietet das 1. Mal die Möglichkeit, am Berg zu nächtigen, im Wildkogelhaus – was ich unbedingt empfehle. So kann man mit ein paar Zusatzmetern, z.B. nach dem Abendessen den Sonnenuntergang vom nur etwa 240 Meter höher gelegenen „Hausberg“ (dem Wildkogel) ansehen, der in etwa 40-60min. ohne Gepäck bestiegen werden kann. Auch einer meiner persönlichen Berg-Lieblingsmomente. Alternativ ist schon das Abendessen auf der Terrasse vor der in mehreren Ebenen nuancierten silhouettenhaften „Bergtapete“ ein großes Highlight.
 

Etappe 5 haben wir (aus Zeitgründen) mit Nr. 6 kombiniert. Das ist grundsätzlich gut machbar. Im Nachhinein hat mich das mehrstündige Zugehen auf den eindrucksvollen Rettenstein, der als markantester Gipfel der Kitzbüheler Alpen bezeichnet wird, motiviert, diesen zu erklimmen. Was zeitlich bei der Doppel-Etappe nicht möglich war und bei uns an diesem Regentag auch technisch nicht. Für gute trittsichere Berggeher könnte ich mir diese Option als Ergänzung zur Tagesetappe 5 gut vorstellen (wie gesagt: ich kenne die Aufstiegsroute aktuell NICHT, d.h. ohne Gewähr J)

 

Weniger fasziniert hat mich der Pass Thurn, der ist eher ein Motorradfahrer-Highlight als für Wanderer. Ernüchternd war auch, dass auf Etappe 5-6 kein einziger Gastronomie-Betrieb offen hatte, da das „Panorama nicht würdig“ war und die Bahnen nicht fuhren. Das wäre gut zu wissen gewesen und so kamen wir bei 31 Kilometern in eine herausfordernde Wasservorrat-Situation, aus der uns ein Trailangel gerettet hat. Nach dem 2., für mich naturmäßig stets trist empfundenen Skigebiet-Tag, war es eine große Freude, in das pittoresque Mittersill abzusteigen.

Hier kann ich einen Besuch der Nationalpark-Welten SEHR empfehlen, auch um ein tieferes Verständnis das Zusammenlebens von Mensch und Natur zu bekommen. Und das inkludierte 360°Panorama-Kino offeriert spektakuläre Aufnahmen.
 

Die Etappen 7 – 10 entführen dann in die ursprüngliche Bergwelt – und zwar so richtig. So erreichen wir mit der Bürglhütte (Ziel der 7. Etappe) ein durchgehendes Funkloch, was aber ein Luxusproblem im Vergleich zu deren Herausforderung des Strommangels wegen fehlendem Schmelzwasser darstellt. Wir verspüren Demut.

Die folgenden 2 Tages-Strecken, die wir wieder kombinieren sind bezeichnend für den Trail: wir befinden uns auf herrlicher Panorama-Wanderung, die den treffenden Namen „Pinzgauer Spaziergang“ trägt. Ohne großes Auf- und Ab marschieren wir in einer Szene aus Berggipfel, saftigen Wiesen, grasenden Kühen und Pferden meditativ dahin. Spätestens jetzt sollte man das Tempo des Alltags hinter sich gelassen und auch im Geist in der Geh-schwindigkeit angekommen sein. Die Hochsonnbergalm tut ihr übriges und war mein persönliches 2. Hüttenhighlight. Wenn möglich, versucht hier zu nächtigen anstatt im Tal. Für uns war hier (leider) nur Halbzeit und es ging weiter zur Pinzgauer Hütte.

Mit der Schmittenhöhe wartet hier Ski-Eldorado Nr. 3. Ein letzter Gipfel und der herrliche Ausblick auf den Zeller See entschädigen für das von unzähligen Liften geprägte Bild. Den letzten haben wir spontan genutzt, um den letzten Serpentinen-Straßen zu entgehen und sind etwa 450 Höhenmeter ins Tal geschwebt. Und die gewonnene Zeit haben wir in ein herrliches Bad im von Bergen umrahmgten Zeller See investiert.

 

Mein körperliches Resumé

8 Tage mit 10 Etappen haben mich meine Füße getragen. Kein einziger Tag war dabei, an dem ich nicht weiterwandern wollte. Wobei es einen Unterschied macht, ob man täglich sein gesamtes Gepäck selbst trägt oder nur einen Tagesrucksack, was bei mir in den ersten 5 Tagen der Fall war.

Im Vergleich zum Luchs-Trail, den ich 2021 selbst koordiniert habe, habe ich jetzt auf die professionelle Organisation der Trail-Angels zurück gegriffen, einem Kärntner Unternehmen, das sich nicht nur der Organisation von Weitwanderungen sondern auch der Nachhaltigkeit beim Wandern verschrieben hat. So wird auch am HTPT an zwei Tagen auf den Gepäckservice zugunsten der Umwelt verzichtet!

Würde ich es so wieder so machen: JA, definitiv. Für alle, die nicht regelmäßig weitwandern (wie ich), macht sich der Rücken nach 3-4 Tagen bei vollem Gepäck bemerkbar (so ging es mir beim Luchstrail, wobei wir da auch Klettersteig-Sachen mit dabei hatten). Daher empfehle ich allen EinsteigerInnen, die mehrere Tage am Stück gehen wollen, so wie wir diese Mischung aus Shuttle und selber tragen, da bei der Bürgl- und auch der Pinzgauer Hütte ohnehin kein Transport angeboten wird. So startet man erholt bei Etappe 7 und kann dann 3-4 Tage selber schultern. Bzw. vielleicht wollt ihr auch alle 17 Tage auf einmal gehen? Ich freue mich schon auf die weiteren Tage, die durchs Rauris Tal und Bad Gastein führen, die ich heuer oder spätestens 2023 erleben möchte.

 

Hier das "Kurz-Resumé":

Der 2021 eröffnete Hohe Tauern Panorama-Trail in Salzburg ist ein für den Sommer super geeigneter Höhen-Weitwanderweg mit abwechslungsreicher Streckenführung, tollen (unbekannten) Highlights wie der Leitenkammerklamm, Traum-Panorama-Gipfeln und herrlichen Ausblicken wie z.B. den Großvenediger und urige Hütten (nicht verpassen: Trisslalm und Sonnbergalm)

Minimales Manko: die zu durchwandernden Skigebiete und die Tatsache, dass es auf den ersten 10 Etappen bis auf den Durlassboden-Speichersee (an dem wir wegen angekündigten Gewitters vorbeimarschiert sind) keine Bademöglichkeit bis zum Zeller See gibt. (siehe dazu auch meinen Nächtigungstipp). Dafür ist erstaunlich wenig Asphalt, auch die Strecken im Tal sind kreativ und schön großteils auf alternativen Waldwegen geführt! Ein dickes Plus dafür!
 

Zu den offensichtlichen Highlights lebt das Weitwandern von den kleinen stillen Momenten:

  • die wertvolle Zeit fern vom Alltag mit den Lieblingsmenschen, mit denen man den Weg teilt. „Möchtest du einen Menschen wirklich kennenlernen, so geh mit ihm auf den Berg“.
  • die zufälligen Gespräche mit Menschen entlang des Weges, vor allem der Gastgeber mit ihren spannenden Geschichten von heute und früher
  • den respektvollen Begnungen mit den Tieren, mal aus der Ferne beobachtend, mit neugierig näher kommend und beschnuppernd. Mäjestatische Pferde, Bilderbuch-Kühe, bunte Schmetterlinge und pechschwarze Salamander.
  • dem unerwarteten Auffinden eines klaren Baches, um Hände und Gesicht zu erfrischen
  • den Lichtstimmungen an den Tages-Randzeiten oder nach/vor Wetterwechsel

 

Nehmt euch vorab Zeit für das Studieren der Route, ev. wollt ihr auch einen Zusatzgipfel mitnehmen – zumindest einen Sonnnenauf- oder –untergang solltet ihr am Berg erleben!

 

Ich persönlich habe es sehr genossen, dass die Buchung und auch die Transfers organisiert wurden und durch den Gepäcktransport auch 10 Tage am Stück ein sehr genussvolles Erlebnis waren, an denen ich mich an jedem Tag aufs Gehen gefreut habe. 5 Flügel der Zufriedenheit für die Trail-Angels, deren professionell aufbereitete Unterlagen und sympahtische Kommunikation mein Weitwander-Erlebnis abgerundet haben.

Wichtig zu wissen: Es gibt eine Basic- und Comfort-Variante zu buchen. Wir haben 4x Comfort genossen und das wortwörtlich: große Zimmer mit viel Platz zum Umpacken, herrliche Frühstücks-Buffets mit regionalen Produkten, die besonders für die Doppeletappe eine gute Grundlage waren. Dazu 3-4 Gang-Abendessen (ok, das brauche ich persönlich jetzt nicht unbedingt, war aber lecker) aber vor allem: 1x Schwimmen im Naturteich des Hotel Steiger in Neukirchen sowie 1x Sauna-Entspannung im Biohotel Castello. Diese zwei waren sowohl in Bezug auf Essen (Enzian-Limonade!!! im Castello), Erholung aber vor allem auch in Bezug auf der Herzlichkeit der Gastgeber meine 2 Favouriten. Im Castello wurden wir mit einem Willkommensgetränk nach Wahl überrascht und im Steiger geht der Seniorchef täglich in der Früh von Tisch zu Tisch, um alle zu begrüßen).

 

Zum Abschluß noch meine persönlichen Pack-Tipps (egal ob mit oder ohne Gepäck-Transport)

  • auf genügend Wasser (ich hatte immer 2,5L mit dabei) achten! Nicht immer gibt es Quellen oder (offene!) Einkehrmöglichkeiten. Sehr gut darauf hingewiesen wird in den Unterlagen der Trail Angels... wobei auch hier ggf. einzelne Betriebe je nach Witterung geschlossen sein können.
  • Dazu: Sonnenschutz (gerade im Sommer gehe ich immer mit Kapperl, verhindert Sonnenstich), die Lippen nicht vergessen! Pausen, wenn möglich im Schatten genießen! Mein Sitzkissen ist auch immer mit dabei :-)
  • Für lange (Doppel-)Etappen und das Funkloch rund um die Bürglhütte ist eine Powerbank empfehlenswert
  • Ebenso etwas zu essen für schnellen Energiekick oder falls mal eine Labstation ausfällt: mein liebste Wahl: Medjoul-Datteln
  • Teebeutel, die mit kaltem Wasser aufgegossen werden (für etwas Geschmack und Abwechslung)
  • für alle Fälle: Zeckenzange aus der Apotheke
  • ein Muss für mich: Tennisball oder eine Mini-Faszienrolle nach langen Geh-Tagen :-)
  • gpx-Daten der Tracks offline heruntergeladen als Back-Up!

 

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