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Speikkogel und Kleinerberg - zurück in den Winter

Claudia Schallauer
16.03.2021

Eine Tour stand schon lange auf meiner Wunschliste... bei Schnee auf den Mayrwipfel, empfohlen als sichere und sonnige Tour. Ev. gepaart mit dem Brandleck. 5 ½ knackige Stunden, ca. 1000hm. Das stand am Plan.

 

Und dann kam es ganz anders. Wir starteten unsere Tour, die Schneeschuhe am Rucksack montiert, der braunen trostlosen Forststraße folgend. Wir waren die einzigen zwei Autos am geräumigen Parkplatz. Los geht's bei der Gabelung gleich beim Parkplatz - wir halten uns links des Marterls (rechts geht es zur Svetlinkapelle, aber nicht heute). Das einzige, was an Schnee erinnert, die Schneerosen am Wegrand. Aber was für eine: meine erste rosarote, die ich als erstes Anzeichen des folgenden Glückstags sehe ;-)

 

Nach etwa 200hm durchqueren wir den offenen Schranken und erreichen kurz später das Haslersgatter, wo wir uns wieder links halten. Der Weg führt genüsslich bergan und ab hier beginnt nun, worauf ich so sehr gehofft hatte: der Schnee. Wir legen unsere Schneeschuhe an und machen unsere ersten Schritte im ehen nass-schweren Weiß.

 

Die kurz drauf auftauchende wunderschöne Lichtung, erfeut unser Winterlandschaft-Herz: der Boden durchgängig mit Weiß bemalt, die noch letzte Woche frühlingshaften Schneerosen nun wieder sanft mit ihrem Namensgeber bedeckt. 
Verzaubert entscheiden wir uns, dem GPS-Track nicht zu folgen, sondern wählen dessen Rückweg, der einen Teil des Leiterweges beinhaltet und auch auf der Wanderbeschilderung markiert ist. Wir orientieren uns an den gut erkennbaren rot-weißen Markierungen und beginnen, Höhenmeter zu verlieren. Der Schnee verlässt uns mit jedem Schritt mehr und wir packen die Schneeschuhe wieder auf den Rucksack. Als wir beim Speikkogel eine wunderbare Aussicht auf 1.112hm genießen, ist mir klar, dass wir uns verplaudert und dem Leitersteig zu weit gefolgt sind.

 

Alles wieder retour und zwischen der Lichtung und Leitersteig suchen wir unsere geplante Spur, dem Rücken des Hügels verlaufend, die heute kaum erkennbar ist. Dieser Waldweg soll sich lt. Karte nach 200m wieder mit der geradeverlaufenden Spur treffen, daher folgen wir dem Rücken "wild" und entdecken sehr spät einen Bodenstein, der mit der Nr. 24 markiert ist. Nr. 25 ist wohl eingeschneit, Nr. 26 lächelt uns noch mal zu, bevor wir den Wald verlassen und im fast rechten Winkel zur auslaufenden Lichtung zurückkehren und bei einem Viehgatter auf den Parallelweg treffen. Dieser hätte das Ablegen der Schneeschuhe verhindert – ABER: Wir wären nicht am Speikkogel gewesen ☺ Mit Beschluss unser aller 1. Gipfel, zu dem man bergab geht ☺. Ein Bergabgipfel-erstesMal

Wir befinden uns wieder zurück auf ca. 1220hm und folgen dem wunderschön-winterlichem sanft ansteigenden Waldweg. Tautropfen sind hier wieder zu kleinen Eissäulen erstarrt und die Bäume tragen ihr schönstes weißes Kleid. Immer wieder blitzt ein kleines blaues Eck vom Himmel durch. Ob uns eine Mittagspause in der Sonne vergönnt ist?

 

Beim Verlassen des Waldes finden wir uns auf DER Märchenwiese wieder. Schnee wie aus dem Bilderbuch, locker-flockig statt nass, komplett unverspurt, sanfte Hügel, dazu gerade aus eine kreisförmige Ruine, rechts die auf 1411hm gelegene Jagdhütte Mayralm. Weit vor uns der 300hm höher gelegene Gipfel des Mayrgipfels, dem wir entgegenschreiten. Als kurz darauf die Sonne aufblitzt, beschließen wir den Baumstumpf-Slalom zu beenden, machen ein "Gipfelfoto" mit dem eigentlich Ziel im Hintergrund und laufen kreischend den frischen Pulverschneehang hinunter Richtung Jagdhütte. Dort erwärmt die Sonne die breite Bank vor der Hütte und schenkt uns die kommenden 40min. Mittagspausen-Bestrahlung. Der zu Beginn extrem böige Wind hat sich dem Wetterbericht gefügt und sich zu einer Mittagsrast niedergelegt. Komplett still ist es. Wir sind glückselig – auch ohne Gipfel... wobei das stimmt ja nicht. Dank meiner Verwanderung haben wir ja schon einen ;-).

 

Entspannt und glücklich machen wir uns nach einer halben Stunde auf den Rückweg und genießen die herrliche Winterlandschaft von der Gegenrichtung aus. Wir wählen weise den ab dem Viehgatter nun geradeaus/linkerhand verlaufenden Lichtungsweg, die Schneeschuhe anbehaltend, bis auf ca. 1150hm. 

Es ist nun 15 Uhr,  d.h. noch ein bisschen Puffer zu unserer geplanten Rückkehrzeit von ca. 16:30 Uhr. Wir blicken uns an und entschließen uns: rauf auf den "Kleinerberg" (tw. auch als Kleinberg angeschrieben), der an der Wegkreuzung nach dem Haslersgatter mit 30min. angeschrieben ist. Der Schnee zu niedrig für Schneeschuhe aber hoch genug, um den Puls noch mal in Schwung zu bringen. Ein Gipfel, der mit klein bezeichnet und mit einem Sender verziert ist, lässt uns nicht vom Spannendsten hoffen, ABER wir werden komplett eines Besseren belehrt. Auf Auf 1286hm erwartet uns ein fast 360° Rundumblick mit extremer Fernsicht und rührt mich fast zu Tränen, weil ich mit der Gegend hier mittlerweile stark verwurzelt bin. Und ich werde mir bewusst, wo ich stehe: das ist jener Berg, von dem viele Paragleiter ihren Panorama-Flug mit Landung bei der Villa Sonnwend starten. Wir entdecken die anmutige Allee, die zur selbigen führt, sehen das gelbe Jugendstilgebäude und ich bin einfach nur dankbar. Dass nicht immer alles nach Plan A läuft. Dass trotz Verwander-Panne der Tag so besonders und überraschend war.

Wir hatten Schneeregen, Schneeflocken, ärgste Böen, schnee-trostlose Forstwege und dann den Übergang ins Winterwonderland mit unverspurten Wegen, Powderhängen, Sonnenmittag und das überwältigende Panorama vom Paragleit-Berg auf den Pyrghas, Bosruck, Warscheneck, Priel. 


Wie gerne hätten wir nun unsere Flügel ausgebreitet, um dem Tal entgegenzugleiten...  Stattdessen stapfen wir leichtfüßig vor Glück ca. 20min. zurück zum Parkplatz, tauchen wieder ein in die schneefreie Talatmosphäre und kurz darauf in die daheimige Badewanne.

 

Der Mayrwipfel und das Brandleck bleiben weiter auf der Liste stehen, aber ich weiß, dass mich für kurze Ausflüge der Kleiner Berg und ev. auch der Speikkogel wiedersehen werden!

Kategorien Natur Bewegung