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Öffi-Tour: Klettersteig-Überschreitung Hinterstoder - Grünau

Claudia Schallauer
24.08.2022

Meine 1. Klettersteig-Überschreitung, die ich für den Alpenverein führe. Was bietet sich dafür besser an, als die An- und Abreise mit den Öffis? Wir machen den Versuch.

 

Aus verschiedenen Teilen Ober- und Niederösterreichs treffen meine 4 TeilnehmerInnen und ich in Hinterstoder mit Zug ein (die Station heißt übrigens Hinterstoder, ist aber genau genommen in St. Pankraz.) Dort wechseln wir in den Bus, der uns bis zum Parkplatz Schiederweiher bringt.

Dort marschieren wir los. Tag 1 ist gemütlich, es steht „nur“ der Aufstieg ins wunderschöne Prielschutzhaus an. Es sind dabei 920 Höhenmeter auf etwa 6,5 Kilometern zu bewältigen, fast alle in der 2. Wegstrecke.

 

Als Belohnung wartet eine abwechslungsreiche Speisekarte und obwohl die Portionen groß sind, gönnen sich die meisten von uns einen der 4! leckeren Kuchen. Dann geht’s warm eingepackt nach draußen in die Liegstühle, um den heuten klaren Sternenhimmel zu beobachten, da die Perseidenschauer ihrem Höhepunkt zusteuern. Mehr als vier helle und lange Sternschnuppen entlocken uns staundende Wows und nur mit großer Überwindung tauschen wir den Nachthimmel gegen die Zimmerdecke.

TAG 2

Frühe Tagwache, da ein heißer Tag bevorsteht. Um 7:45 Uhr brechen wir auf – die Spitzmauer ruft! Mit vollem Rucksack treten wir den Zustieg zum Klettersteig-Einstieg an, dieser beginnt knapp über 1.900m Seehöhe, d.h. etwa 500 Meter über dem Prielschutzhaus. (Gehzeit ca. 3/4-1,5h).

Wir folgen dem Welser Höhenweg, bis dieser „geradeaus“ zur Pühringerhütte weiterführt, während wir im 90° Winkel links abbiegen und die letzten Meter Anstieg zum Klettersteig – schon mit angelegter Ausrüstung inklusive Helm – zurücklegen.

 

Der Stodertaler-Klettersteig selbst ist genussvoll (mit B klassifiziert, dennoch empfehle ich unbedingt die volle Ausrüstung, vor allem auch wegen möglichem Steinschlag einen Helm) und bringt uns rasch in die Höhe. Mit „nur“ 160 Kletter-Höhenmetern sind wir schnell am Ausstieg, der aber noch nicht der Gipfel selbst ist. Dieser wartet nach weiteren 45min. Fußmarsch. Wir wollen genießen, daher lassen wir unsere großen Rucksäcke etwas versteckt hinter den vielen Felsblöcken zurück und treten leichtfüßig den Aufstieg auf die 2.446m hohe Spitzmauer an, die ein unglaubliches 360° Panorama bietet.

Im Abstieg zu den Rucksäcken rutschen wir über die trockenen teilweise unberechenbaren mittelgroßen Steine, die uns am heutigen Tag noch öfter herausfordern. Stecken sind empfehlenswert!

Wieder voll beladen warten „nur“ 8 weitere Kilometer auf uns – diese haben es nach fast 1000 Höhenmeter und Kraxelei aber in sich. Ein sehr coupiertes Gelände, eine sehr ausufernde Schlaufe und ein nach 6h Gehzeit sehr fordernder gerölliger Abstieg zur Welserhütte lassen uns (inklusive Pausen) nach 10 Stunden etwas erschöpft und extrem hungrig ankommen.

Ein wiederum köstliches Abendessen und ein Bilderbuch-Sonnenuntergang in allen Farbnuancen von orange, rot, pink und violett belohnen uns reichlich.

TAG 3

startet wieder genussvoll. Wir lassen einen Großteil unseres (Nächtigungs- und durchgeschwitzten Vortags-)Gepäcks im Schuhraum der Welser Hütte und absolvieren die nicht ganz 200 Höhenmeter Zustieg zum Tassilo-Klettersteig mit regenerierter Leichtigkeit – den roten Punkt-Markierungen folgend. Der Klettersteig ist je nach Literatur mit C/D bzw. D bewertet und wartet mit 4 Schlüsselstellen.

Nachdem ich mich vor genau 10 Jahren in ihn „verliebt“ hatte, kann ich nun wiederholen, dass er von der Routen-Anlage, dem Klettergenuss und dem Panorama immer noch zu meinen absoluten Lieblingen zählt. Mit 600 Kletterhöhenmetern verspricht er lange Steig-Freude und mit dem vorgelagerten Almtaler-Köpfl sogar zwei Gipfel-Erlebnisse. Ab dem 1. Kreuz ist auch der knackige Kletterteil vorbei, und eine genussvolle max. B-bewertete Genussroute folgt auf den Schermberg, unserem Ziel auf nicht ganz 2.400 Metern.

(Auf Grund des wirklich genussvollen 2. Teils ist dieser doch höhenmäßig fordernde Klettersteig meiner Meinung nach viel leichter als der „alte“ Mahdlgupf (vor der Verschärfung des Einstiegs), weil es genau dann weniger fordernd ist, wenn man müde wird).

 

Mindestens so spektakulär jedoch ungesichert ist der Abstieg über großes Felsplatten- und –blöcke über den „Normalweg“-Aufstieg. Stecken sind hier eher im Weg, dafür die Hände sehr helfend. Das letzte Stück zurück zur Hütte ist bekannt, und darum sind wir mental etwas mehr darauf eingestellt als gestern und vor allem ausgeruhter und ohne schweres Gepäck.

 

Eine kurze Suppen-/Kuchen-Stärkung auf der Welser-Hütte, dann folgt der wirklich lange und fordernde Abstieg zum Almtalerhaus in die Grünau. Dies sind in Zahlen fast 1.700 Höhenmeter bei etwas weniger als 7 Kilometern ab der Hütte bzw. 9 ab dem Gipfel. Bei den sehr steilen und durch die trockenen Steine sehr unebenen Serpentinen sind Stecken sehr von Vorteil. Den letzten 4, flachen Kilometer, eignen sich einerseits herrlich zum Auslaufen und Plaudern, fordern allerdings auch noch mal die Motivation nach 2 sehr langen Geh-Tagen.

 

Was hilft: der Ausblick auf dien köstlichen Küche ides Almtalerhauses und das erfrischenden Fußbad in der daneben fließenden eiskalten Alm.

 

SEHR begeistert sind wir vom Traunsee-Taxi, das wir heute zum 1. Mal testen (vorbestellt einen Tag vorher).  Pünktlichst erwartet uns ein PKW und bringt uns um günstige € 6,-/ Person Fixkpries die 16 Kilometer zum Bahnhof in der Grünau, von wo aus wir individuell unsere Rückreise per Zug antreten – nach Wels sogar als Direktverbindung!

Mein Resumé

Diese Tour eignet sich perfekt für die öffentliche Anreise. Nach Hinterstoder ist es etwas umständlicher, daher auch der kurze Aufstiegstag. Von der Grünau könnte man, durch das geniale und flexible Wandertaxi bis zum Bahnhof sogar noch bis Wien zurückreisen am Tag 3.

 

Generell empfehle ich diese Tour unbedingt in diese Richtung zu gehen (auch wenn es in der Literatur oft anders aufscheint). Warum?

1.     Weil man sich auf der Spitzmauer „einklettersteigen“ kann

2.      Weil man den Tassilo-Klettersteig mit leichtem Gepäck genießen kann (der Rest bleibt auf der Welser Hütte)

3.     Weil der „Hatscher“ in der Grünau zum Ausgehen netter ist, als beim Aufstieg – und dieser im Vergleich zum Prielschutzhaus der prallen Sonne ausgesetzt ist.

 

Eine rundherum gelungen Tour mit 4 sympathischen Power-Frauen, denen ich für ihr Vertrauen danke & zu ihrem Erfolg herzlich gratuliere!!

 

Kategorien Natur Bewegung Auszeit