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Nockberge-Trail - Tag 7: Mit vollem Rucksack von Hütte zu Hütte

Claudia Schallauer
17.07.2023

Es ist kurz vor 9 Uhr, als wir nach einer herzlichen Plauderei mit der Inhaberin des Erlacher Hauses aufbrechen. Heute den ersten Tag mit vollem Rucksack, da aus Umweltschutzgründen auf den Gepäckservice zur Millstätter Hütte verzichtet wird. Und irgendwie freue ich mich auf einen Tag Purismus. Und, es ist ein gutes Training, da ich Anfang August für 6 Tage am Stück mit Komplettgepäck die letzten 7 Etappen den Hohe Tauern Panorama Trails fertig wandere. Für das heutige Training sorgt vor allem mein Laptop, der berufsbedingt mitkommt, sowie ein Akkupack, das Erste Hilfe Paket und drei Flaschen Wasser. Heute ist nochmal ein langer – mit sieben Stunden Gehzeit angegebener – Wandertag: ca. 22 Kilometer und über 1.000 Höhenmeter. Der Unterschied zu gestern: diese sind heute nicht auf einmal, sondern auf 1x 600 und 1x 400 aufgeteilt. Was gleich ist wie am Vortag: strahlende Sonne und hohe Temperaturen.

Die Beine sind willig und bringen uns rasch hinauf bis zur Kreuzung, von der wir gestern von rechts gekommen sind und heute nach links weiterziehen. Wir blicken zurück auf das Erlacherhaus, das ich hiermit aufs höchste empfehlen möchte: herzliche Gastgeber und phänomenales, regional-saisonales Essen: besondere Empfehlung: die „gelbe“ Suppe – mit Safran-Geschmack und für alle Mutigen mit einem Reindling (alternativ mit Fleisch).

Hinter der Hütte thront schon unser 1. Ziel, der Predigerstuhl (2.170m) – das macht 530 Meter Aufstieg als Morgensport. Angenehm ist, dass der erste Teil im Wald entlangführt und die schon bereits intensive Sonneneinstrahlung mildert. Vor uns liegt eine Unendlichkeit an Grün: saftige Wiesen und sanfte Kuppen. Wir werden Teil der Landschaft und tauchen erst um 10:30 Uhr am Gipfel des Predigerstuhl aus unserem meditativen Wanderflow auf.

Auch hier beim Kreuz: eine Weite, die ihresgleichen sucht. Wir halten inne und kommen mit Absteigern von den beiden Rosennocks ins Plaudern. Dieser Doppelgipfel liegt nicht auf unserem Weg – und als Zusatz zu unserem heutigen Pensum haben wir dann doch zu viel Respekt. Wir verlassen den Gipfel in NWW-liche Richtung und wandern unterhalb des kleinen Rosennocks weiter gen Westen. Der Weg beginnt etwas „freestyle“: zwar sind die rot-weiß-roten-Richtungspfeiler in der Ebene gut sichtbar, allerdings der Pfad zwischen ihnen durch die Wiese flexibel.

Ein unerwartetes Highlight ist eine skandinavisch anmutende Szenerie aus tiefblauem See mit Holzhäuschen, ein Bild von Blumen gerahmt und kleinen Wolken verziert. Auch hier entsagen wir der Versuchung einer längeren Pause, da wir zumindest die Hälfte hinter uns wissen wollen. Kurz vor diesem selbstdefinierten Limit entdecken wir jedoch den ersten schattigen Platz des Tages unter einem Baum und lassen uns hier nieder, um uns zu stärken.

Und das ist gut so: der zweite Teil der heutigen Etappe besteht fast ausschließlich aus einer Schotterstraße. Wir freuen uns über die kurze Unterbrechung in Form eines Waldweges, der offiziell im Nockberge-Gpx-Trail eingezeichnet ist. Allerdings ist dieser extrem versumpft und trotz Markierung am Ende versperrt. Daher besser auf der Schotterstraße bleiben, die in eine weitere mündet. Wir vertreiben uns die Zeit und motivieren uns mit tiefen Frauengesprächen, die es in dieser Art nur mit viel Alkohol oder beim Weitwandern gibt. Und so vergehen (wir) Kilometer für Kilometer.

Der Aufschwung zur Millstätter Hütte (ab dem Nöringsattel) ist eine willkommene Abwechslung und die letzten zweihundert Höhenmeter in drei Kilometern verfliegen. Punkt 16:00 Uhr „laufen“ wir glücklich auf der Sonnenterrasse ein. Die Nepalflaggen wehen im Wind, Pferde und Esel grasen zufrieden. Für mich fühlt es sich an, wie heimkommen, habe ich mich doch vor etwa zehn Tagen schon hier köstlich gestärkt. Mein Blick schweift vom Kamplnock, über den Sentiero dell Amore bis hinunter zum Millstätter See, in dem wir morgen zur gleichen Zeit hoffentlich schon genussvoll unsere Runde schwimmen.

 

Tourendetails Etappe 7: 21,7km, 1.060hm Aufstieg, 830hm Abstieg, ca. 7h

Kategorien Natur Bewegung Auszeit