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Ein kleines Weltwunder: Die Rinnende Mauer

Claudia Schallauer
08.05.2021

Wenn ich für mich neue Wanderungen auswähle, dann bevorzuge ich Rundwanderungen. Selten gibt es Routen, die den identen Hin- und Rückweg haben, die mich wirklich begeistern. 

Eine davon, ist die heutige, der Flötzersteig entlang der Krummen Steyrling - einem Urwald anmutend - bis zur Einmündung in die Steyr, der wir anschließend folgen. Am Weg: mehr als 20 verschiedene Wald- und Wiesen-Blumen, die dank des Wasserreichtums größer sprießen, als ich sie je gesehen habe. Das Highlight am Ende des Weges: Die rinnende Mauer.

Ich konnte mir nicht viel darunter vorstellen und auf Fotos, die ich zuvor gesehen habe (was ich gerne vermeide, um Dinge real das 1. Mal selbst zu bestaunen), wirkt dieses Naturschauspiel eher platt, 2D halt, und kommt nicht annähernd an die Schönheit und Imposanz hin, die mich live davor stehend wie gebannt hat.

Wir starten am Parkplatz schräg gegenüber des Hoisn Hauses, das auch als lebendiges Denkmal bezeichnet wird und an die Ära der Maultrommeln erinnert und sich in der gleichnamigen Straße befindet. In der angrenzenden Sägewerksstraße bietet der kleinen Parkplatz ca. 10-15 Autos eine Abstellmöglichkeit.

Das Hoisn Haus zu unserer Linken hinter uns lassend verlassen wir die Hauptstraße (Sägewerkstraße) und halten uns direkt an der Abbiegung der 90° geschwungenen Rechtskurve geradeaus, am gleich darauffolgenden Marterl rechts und beim Maultrommler Wimmer gehts an der Holzhütte entlang auf einem sehr schmalen, aber gekennzeichneten Weg die Stiegen hinab zur Steyr. Es gibt noch einen 2. ev. offizielleren Beginn, für den man der Straße die Rechtskurve noch etwa 100m bergab folgt, und dann links in den Waldweg einsteigt.

Wir meistern den steilen mit teils tiefen Stufen versehenen Abstieg und treffen am der „Infotafel 2“ auf den wunderschönen Flötzersteig, der gleich einen Hochstand für uns offeriert. Wir betrachten die Krumme Steyrling, die heute, nach einigen Regentagen kraftvoll fließend unsere Wegbegleitung für den kommenden Kilometer sein wird. Wir fühlen uns wie Indiana Jones auf dem naturbelassenen, teils engen Wald-Weg, der mal direkt am Fluss, dann rasch wieder einige Höhenmeter darüber durch eine wilde Szenerie aus Felswänden zu unserer linken, kräftigen von Moos umsäumten Bäumen, teils in den Himmel ragend, teils quer liegend, Steinblöcken, verfallenen Mauern und farbenfrohen Blumen führt. Das Wasser neben uns bietet uns ein Farbspiel in allen Nuancen von blau-grün, das die Künstlerin Sonne, die hinter uns schüchtern scheint, zaubert.

Der Weg lichtet sich an der Einmündung der Krummen Steyrling in die Steyr, die von Süden her, aus dem Toten Gebirge entspringend ihr breites Flussbett präsentiert, dem wir von hier an folgen. Wir überqueren eine sehr neu wirkende Holzbrücke und überqueren die Krumme Steyrling. Die Steyr zu unserer Linken, imposante Felswände zu unserer rechten folgen wir dem schön angelegten Weg der Steyr-Schlucht. Wie schnell haben wir doch unbemerkt an Höhe gewonnen und haben eine beeindruckende Sicht aus der Vogelperspektive auf die Steyr unter uns. 

Kurz vor der Rinnenden Mauer führt ein Steig, der von 16. April bis 14. November begehbar ist, knackig bergab, zurück zum Wasser über ein dichtes Wurzelwerk führend, wie auch schon das Waldstück zuvor. Es erwartet uns ein feiner Teppich aus Mini-Wasserfällchen, die von der Rinnenden Mauer rechterhand aus wenigen Metern Höhe uns vor die Füße plätschern.

Es ist sehr beeindruckend, ein Ort, den ich eher in Südamerika vermutet hätte, als hier bei uns. Ein Naturphänomen, der magisch ist zum Fotografieren, was wir auch ausgiebig zelebrieren, da wir heute während der Woche an einem mittelprächtigen Wettertag fast alleine hier sind.

Das leise Plätschern hinter uns lassend machen wir uns auf den Rückweg, da wir eher spät aufgebrochen sind (12 Uhr). Aus dieser Richtung blicken wir nun direkt ins entfernte Antlitz von Hohe Nock bis zur Spitzmauer, in den Zusammenlauf von Krummer Steyrling und Steyr und beim Einbiegen in den „Urwaldweg“ in ein neue Farbwelt durch den veränderten Sonnenstand. Da der Hinweg zu Mittag vom Licht her viel facettenreicher war (jetzt liegt der Weg im Schatten), haben wir Zeit, die reiche Vielfalt an Blumen genauer zu betrachten - was für ein Farb- und Formenspiel.

Wir steigen hinan zum Maultrommler Wimmer und verlassen unsere Abenteuerwelt, die uns für ein paar Stunden komplett aus dem Alltag entführt hat. 

Kategorien Natur Bewegung Auszeit