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Lebensweg - Etappe 3: märchenhafte Ysperklamm

Claudia Schallauer
01.06.2022

Fr. 20. Mai 2022: Der Tag beginnt im Frühglücksraum.  Und das trifft es auf den Punkt: Ich probiere mich kulinarisch gerne durch bei Buffets, was sich gerade, wenn man nur einen Tag nächtigt, oft herausforderend gestaltet. Wie genial ist der Mohnflesserl-Knopf – ein Orgininal geflochtenes und breites Mohnflesserl in halber Länge, sodass man noch etwas anderes genießen kann :-)

 

Wir werden zurück nach Ysper geshuttelt, wo die Mission 1 heute darin besteht, den 1. Stempel für unseren Wanderpass aufzuspüren. In einem kleinen hölzernen Kistchen entdecken wir diesen vor der Dorfkirche. Ein schönes Gefühl, die 1. absolvierte Etappe abzustempeln. Auch die Motive sind hier liebevoll ausgewählt und repräsentieren hier Symbole der jeweiligen Lebensetappen. Für gestern gibt's ein „Baby“-Motiv.

 

Das Thema das heutigen Tages ist 0-6, die ersten Jahre. Ich lese meiner Mama aus dem informativen und inspirierenden Lebensweg TourenTAGEbuch vor: „Alles geschieht zum ersten Mal“ und freue mich nun besonders auf diese Etappe. Erste Male, der Zauber der Lebenspremieren – meine persönliche Quelle der Lebensfreude und Gedanke hinter meiner Erlebnisplattform „99erstemale“. Was wir heute wohl alles zum 1. Mal erleben, sehen und denken werden?

Um Punkt 9:00 Uhr setzen wir den 1. Schritt Richtung Tagesziel Dorfstetten - als Highlight dieser "Königsetappe" winkt die 1952 als Naturdenkmal ernannte Ysperklamm.

 

Noch befinden wir uns in Ysper, das gemeinsam mit Altenmarkt (sowie Wimberg und Kapelleramt) die Gemeinde Yspertal bildet. Nach wenigen Metern verlassen wir den Ort und betreten auf Höhe eines schönen Marterls einen von der Hauptstraße abzweigenden Fußweg. „Rumms ta ta“...  eine flotte Marschmusik, die aus einem Lautsprecher schallt, motiviert, einen rhythmischen Wandergang einzulegen.  Wir müssen schmunzeln, es wirkt.

 

Die Landschaft ist herrlich, Mai ein traumhafter Monat zum Weitwandern. Während in den hohen Bergen noch der Altschnee liegt, befinden wir uns hier im farbenfrohen Spätfrühling, der sich für uns in sein schönstes Gewand geworfen hat. Für ein kurzes Stück folgen wir dem Mühlenweg entlang der großen Ysper, bevor uns der Waldteich in den Bann zieht und wir eine erste Pause zum Staunen einlegen.

 

Und wieder ist es die Tierwelt, die zum Nachdenken auffordert: Tausende Mücken schwirren in hektischer Unruhe über den See, sie wirken rast- und ziellos. Daneben: entspannte Rückenschwimmer, die ihr gleichmäßig ruhiges Tempo halten. Wo sehe ich mich? Meine letzten Wochen waren definitiv "mückig", meine Lebensgeschwindigkeit bestimmt von elektronischer Echtzeitkommunikation und 24/7 Erreichbarkeit.  Kurzzeitige Funklöcher am Lebensweg und vor allem auch das gleichförmige Gehen helfen mir, einen Gang zurück zu schalten. Bald wird auch meine Seele mich einholen, das spüre ich.

 

Der kurz darauf folgende Puschacher Teich wird von den 1. Badegästen bereits be-SUP-t. Für uns ist es zu früh für eine Schwimm-Einlage, ich kann unsere Strecke bzw. unser Vorankommen am Tag 2 zeitlich noch nicht so einschätzen, dass ich hier schon eine längere Pause einlegen möchte.  Wir bleiben also in Bewegung.

 

Schmetterlinge flattern und Bauern bestellen fleißig ihre Felder, finden aber Zeit für einen freundlichen Gruß und  Wunsch für einen guten Weg. Wir genießen die endlose Weite, die unsere Gedanken freien Raum lässt. In der Hitze des fortschreitenden Vormittags versuchen wir auf diesem Asphalt-Abschnitte zügig voranzukommen, um die kühle Klamm zu erreichen.

Gold und Silber glänzend empfängt uns die Ysperklamm kurz vor Mittag und verzaubert uns vom 1. Moment an. Selbst das Toben des Wassers wirkt beruhigend. Statt einer Stunde angegebener Gehzeit verbringen wir 2,5 magische Stunden im Reich der Felsen, Wurzeln und Wasserspiele. Mein Fotografenherz schlägt gemeinsam mit den Wasserfällen Saltos und meine Glaskugel hat seit langem wieder ihren großen Auftritt.

Die große Ysper, die im Weinsberger Wald entspringt, durchfließt die Klamm auf einer Länge von etwa zwei Kilometern und überwindet dabei 300 Meter Höhenunterschied in faszinierenden Kaskaden.

Was ich sehr empfehle, ist das Mittags-Picknick in der Klamm einzunehmen – eine schönere Kulisse findet man (heute) definitiv nicht. Es gibt einen Bereich mit Bänken und auch zahlreiche Möglichkeiten, direkt auf den Steinen am Wasser Platz zu nehmen.

Nach Verlassen der Klamm folgen etwa drei gemütliche Stunden Gehzeit bis zum Tagesziel Dorfstetten, die wir gut brauchen, um gedanklich vom Märchenland zurück in der Zivilisation anzukommen. Ein angenehm schattiger Forstweg durch den größten zusammenhängen Forst Österreich, den Weinsberg folgt. An diesem fast 28°C heißen Maitag spüre ich große Dankbarkeit für diesen perfekten Match aus Wetter & Weg.

 

Auch heute wartet gegen Ende noch eine kleine Herausforderung auf unserem (Lebens)Weg: ein riesiger gefallener Baum versperrt den Pfad und wir schlagen uns durch das Dickicht, um diesen nicht aus den Augen zu verlieren. Mission erfolgreich. Und die Belohnung folgt ein paar Minuten später. Gerade als wir die Hauptstraße betreten, die hinunter nach Dorfstetten führt, stoppt ein Auto. Es ist die Inhaberin der Privatpension, in der wir heute nächtigen werden. Was für ein Timing!

Frau Grudl wählt die abenteurliche „scenic route“ nach Bärnkopf, vorbei an zwei Seen. Zweiterer, der Schlesinger-See ist ein idyllischer, vor allem auch bei Oberösterreichern sehr beliebter Campingort sogar mit nachgesagter Heilwirkung zB. bei Neurothermitis. Dazu der lokale Honig als Medizin von innen und eine Nacht in der höchstgelegenen Gemeinde des Waldviertels und man könnte sich den Aufenthalt im Luftkurort Bärnkopf schon fast verschreiben lassen.

Wir tanken Energie im lokalen Restaurant Wackelstein und als wir unter unserer Kartoffel-Beilage des Schnitzels ein Herz finden, lacht das unsere: ein weiterer dieser kleinen magischen Momente des Lebensweges, die in Summe das große Glück ergeben.

 

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